Freitag, 19. Juni 2015

Es begann wie ein Traum – oder besonders böser Aprilscherz: Auf der gleichen Bühne, in der gleichen Stunde, die bereits die offizielle Ankündigung von The Last Guardian und das seit einem Jahrzehnt geforderte Remake von Final Fantasy 7 gesehen hat, betritt Yu Suzuki die Bühne. Yu Suzuki, das ist der geistige Papi von Shenmue, der wahrscheinlich bekanntesten Open World-Serie nach Grand Theft Auto (Und das obwohl Shenmue nur für den Dreamcast heraus kam!). Und eben jener Serienschöpfer kündigt auf der Sony-Konferenz Montagnacht ein Crowdfunding-Projekt für Shenmue 3 an, offen ab sofort. Sonysprecher und Suzuki beteuern, dass Sony der großen Überraschung nur eine Bühne liefern wollte, dass das Spiel unabhängig ist. Innerhalb neun Stunden durchbricht Shenmue 3 sein Fundingziel von zwei Millionen Dollar, der schnellste Erfolg der Kickstartergeschichte. Kurz darauf kommt heraus: Sony steht hinter dem Projekt, steuert Geld bei. Und zwar nicht nur ein bisschen fürs Marketing, sondern so gut wie alles. Vierzig Millionen stehen im Raum.

Es gibt mehrere Gründe, warum das ein Riesenproblem ist. Der erste ist recht schnell ersichtlich: Wenn Sony so tief in der Finanzierung drin steckt, ist ein Release auf der Xbox One quasi ausgeschlossen. So ein großes Ding wie Shenmue 3 wird Sony unter Garantie für sich behalten. Auch bei einem PC-Release kommen da Zweifel auf, allerdings wird von diesem in der Kickstarter-Kampagne immerhin ganz klar gesprochen. Dort zurückrudern kann und wird sich Suzukis Entwicklerfirma Ys Net nicht leisten. Wenigstens ist zumindest davon auszugehen, dass Suzuki nicht ohne Einfluss dasteht und einfach nur den Entwicklungsauftrag für Sony ausführt. In einem Interview mit Kotaku enthüllte Suzuki, dass die Rechte für den Markennamen Shenmue derzeit bei ihm lägen. Sega hätte es absolut logisch gefunden, ihm die Rechte zu geben, immerhin kannten sie ihn und seine Arbeit. Der Deal, den er mit Sega für die Rechte ausgehandelt hatte, ist bis dato unbekannt. Wir können aber mit etwas gesunden Menschenverstand von einer Gewinnbeteiligung ausgehen – aus Sonys Geld wird der Markenwechsel nicht bezahlt werden, sonst gehörte die Marke wahrscheinlich bereits dem Konzern. Stattdessen wird Ys Net unterstützt von Sonys Third Party Production-Abteilung unter der Leitung von Gio Corsi unterstützt – der gegenüber IGN betonte: „we are going to be partners the whole way“. Das ist immerhin eine nur sehr schwach versteckte Bestätigung, dass Sony nicht nur als Partner oder wohltätiger Geldgeber fungiert, sondern schlicht und einfach der Publisher sein wird.

Dann gibt es da jedoch noch den moralischen Aspekt, und erst hier wird es eigentlich so richtig schmutzig. Shenmue 3 ist bereits das zweite Spiel, das die zweifelhaften Schlagzeilen gemacht hat, Kickstarter nicht wirklich zur Finanzierung zu benutzen. Bei Nummer Eins handelt es sich um Bloodstained: Ritual of the Night, ein spiritueller Castlevania-Nachfolger vom Serienschöpfer Koji Igarashi. Während die Kampagne bereits in vollem Gange war gestand Igarashi, dass er Kickstarter hauptsächlich benutzen würde, um Investoren das Interesse der Kundschaft am Spiel zu beweisen. Dass die Kunden sogar Geld dafür bezahlten, ihr Interesse zu bekunden? Netter Bonus. Dagegen ist der Shenmue-Fall allerdings noch ein gutes Stück frecher. Natürlich erzählt Sony, ihr Grund wäre es ebenfalls gewesen, den Markt für Shenmue auszukundschaften. Dummerweise ist Shenmue in einer leicht anderen Situation als es ein 2D-Metroidvania sein könnte. Man könnte Shenmue 3 als eine Art Japano-Half-Life 3 bezeichnen, eines der meist gewünschten Spiele überhaupt, wie Corsi sogar in seinem Interview zugab. Der Markt besteht, das war Sony bewusst, da hätte es keinen Test benötigt. Und wenn? Dann wäre es Sonys Aufgabe als offensichtlicher Publisher gewesen, eine Marktanalyse durchzuführen – auf ihre Kosten. So jedoch auch hier wieder – die potenzielle Kundschaft bezahlt dafür, ihr Interesse bekunden zu dürfen. Menschen zahlen im Vornherein für die Entwicklung eines Spiels, das auch ohne sie zustande kommen hätte können – und mit ziemlicher Sicherheit zustande gekommen wäre. Sony nimmt hier nur einfach das zusätzliche Geld mit. Warum auch nicht? Die Leute scheinen es ja zu wollen. Klar, dass Kickstarterkampagnen auf diese Weise zu einem reinen Preorderangebot werden, stört den normalen User nicht, der will ja nur sein Spiel. Denkt der normale User aber auch daran, wie viel Risiko darin stecken kann? Gerade mit The Last Guardian, das nach über einem Jahrzehnt überhaupt erst einmal wieder offiziell gezeigt wurde, sollte jedem klar sein, dass Sony keine Skrupel hat, ein Spiel zu verzögern. Das kann der Qualität des Spiels gut tun, es kann aber auch dazu führen, dass es einfach irgendwann eingestellt wird. Selbst das wäre in Ordnung, wenn Suzuki und Sony einfach eine Vorbestellerkampagne gestartet hätten. Das wäre zwar sehr früh, aber wer nicht warten kann, der soll eben bestellen. Nein, das Problem hieran ist schlicht und einfach die Irreführung, die Sony und (bis anders bewiesen) auch Suzuki bewusst in ausgelöst haben, um den Hype zu entfachen und einzusparen. Das traurig-schöne daran? Der Hype wäre auch entstanden, hätte ein dickes Sony-Logo auf dem Trailer geprangt. Sony wäre wahrscheinlich sogar als Retter eines der beliebtesten alten Franchises gefeiert worden und hätte erneut Pluspunkte vor Konkurrent Microsoft gesammelt. So steht Suzuki nun mit dem eigentlich wunderschönen Gewand eines Shenmue 3 da, von dem nun erstmal die Flecken von Sonys PR-Erguss geschrubbt werden müssen, die den Glanz trüben.





Dienstag, 16. Juni 2015
Quelle: Eigener Screenshot aus offiziellem Trailer

...und warum das schade ist.

Update 17.06.2015, 13:30 Uhr: Wie Kotaku berichtet, hat Tetsuya Nomura in einem Interview bestätigt, dass es sich nicht nur um eine grafische Überarbeitung handeln wird. Gameplay und eventuell Storyelemente werden überarbeitet werden müssen, damit das Remake Schritt halten kann mit dem Ruf des Originals. Alle Sorgen, die ich zwecks einer Neuinterpretation bestimmter Elemente hier äußere, haben also um so mehr Bestand.

Das montagnächtliche Erscheinen von Final Fantasy VII auf der Sony-Pressekonferenz der Electronic Entertainment Expo war ohne Zweifel eines der Highlights der bisherigen E3. Square Enix kündigte dort ein komplettes Remake des beliebtesten Final Fantasy-Teils an, das zeitexklusiv auf der PS4 sein Debut feiern soll. Von einem Release auf Xbox One und vielleicht sogar PC ist im Nachhinein auszugehen. Nicht nur im Saal, sondern auch im Internet wurde frenetisch gejubelt, denn die Rufe nach dem Remake waren laut geworden, seit Square vor der Veröffentlichung der PlayStation 3 eine Techdemo im FF VII-Universum veröffentlichte. Im letzten Jahr erreichten Hoffnung und Enttäuschung ihren Höhepunkt, als Square – auch hier auf der Sony-Konferenz – ein FF VII Remake vorstellte; das entpuppte sich jedoch noch im Laufe des Trailers als Remaster, als lediglich in der Auflösung verhübschter Port der eher schlechten PC-Version (Der übrigens dennoch auf die PS4 kommt, diesen Winter, wie Square auf der eigenen Konferenz bekanntgab).

Jetzt wird es kommen, auch wenn es noch eine ganze Weile dauern wird: Laut Square Enix' Pressestelle haben die Arbeiten am Remake gerade erst begonnen. Scheut sich Square vielleicht, schon mehr dazu zu sagen, obwohl sie bereits etwas zu sagen hätten? Mit dem Remake ihres beliebtesten Spiels hat sich der japanische Konzern eine unglaubliche Bürde auferlegt. Denn FF VII stammt aus einer Zeit, in der nicht nur die Grafik anderen Grenzen unterworfen war, sondern sich auch öffentliche Ansichten stark von unseren heutigen unterschieden. Wird Square Enix ein originalgetreues Remake anstreben? Dann werden sie auf einige Probleme stoßen, die heutige Spieler befremden und abstoßen könnten. Oder interpretieren die Japaner ihr Meisterwerk neu? Das wird den treuen Fans, von denen es eine ganze Menge gibt, sehr sauer aufstoßen... Kann Square in unserer Shitstormkultur also eigentlich überhaupt noch auf einen grünen Zweig kommen?

Artstyle vs Grafik

FF VII war schon damals kein Augenschmaus, der Sprung von der 2D zur 3D-Technik gelang keinem Entwickler wirklich ästhetisch. Die technischen Möglichkeiten waren zwar beeindruckend präsentiert, von „schön“ konnte aber keine Rede sein. Besonders auffällig sind da natürlich die blockigen, völlig unproportionierten Figuren, ideal repräsentiert von Clouds Armen. Trotzdem lässt es sich auch heute noch leidlich gut spielen, was vor allem an der Stilisierung liegt. Die Charaktere sind sehr comichaft, mit riesigen Augen und breiten Schultern. Die Umgebungen sehen durch die vorgerenderten Hintergrunde tatsächlich immer noch gut aus, der dunkel gehaltene, dreckige Stil der Häuser und Maschinen hilft sehr dabei. Während dieser Umgebungsstil sich wahrscheinlich ziemlich gut übertragen lässt, wird Square Enix bei den Charakteren auf Probleme stoßen. Der FF VII-Film Advent Children hat bereits vorgelegt, wie die Charaktermodelle voraussichtlich aussehen werden, und auch das PSP-Spiel Crisis Core nutzt diesen Grafikstil. Große, schlanke Charaktere, die Männer mit relativ weiblich-schlankem Körperbau (Barrett ausgenommen), die Frauen mit großen Brüsten und betonten Taillen (Auf die moralischen Aspekte dessen komme ich später zurück, gerade soll es nur um den Artstyle gehen.) Die großen Augen des Originalspiels wurden durch kleinere mandelförmige Augen ersetzt. Alles machbar also? Das ist nicht so selbstverständlich wie es klingt. Advent Children besteht nur aus einer sehr beschränkten Anzahl an Animationen, von denen nur ein kleiner Teil in aufwendigen, unrealistischen Kampfbewegungen besteht. Crisis Core als recht altes Handheldspiel verfügt sowieso nur über sehr beschränkte Polygonzahlen und die eher klotzigen Animationen stören da auch niemanden. Final Fantasy VII nun besteht zu einem unglaublich großen Teil aus Kampfsequenzen. Zu einem wirklich sehr großen Teil. Dazu kommen die actionlastigen Cutscenes. Und die schwachsinnig-unrealistischen Cutscenes. Erinnert ihr euch eigentlich noch an die Szene, in der Cloud auf einem Delfin reitet? Wahrscheinlich nicht, aber den meisten wird die Crossdress-Szene im ersten Drittel des Spiels im Gedächtnis geblieben sein (Auch darauf möchte ich später noch zurückkommen).

Was fängt Square also damit an? Zum Comicstil können sie schon deswegen nicht zurück, weil sie ihr dunkles, dreckiges Cinematic-Universum durch all die Spin-Offs gefestigt haben, aber auch, weil er mit der angestrebten (und im ersten Teaser bereits gezeigten) High End-Grafik nicht wirklich vereinbar ist. Der feminine Cloud mit dem übergroßen Busterschwert war bisher allerdings nur deshalb animationstechnisch brauchbar, weil er mit Kameraperspektive und -schnitt in Form gebracht werden konnte. Bei einem FF VII-Spiel, das zu einem großen Teil aus sich wiederholenden Kämpfen besteht, wird das nicht so einfach machbar sein. Perspektiven und Animationen müssen so gewählt sein, dass sie auch nach dem hundertsten Kampf noch nicht ermüden. Je nachdem, wie das Kampfsystem funktionieren wird, könnten da auch jede Menge trottelige, aber lustige gifs und Memes auf uns zukommen.

Quelle: Eigener Screenshot aus offiziellem Trailer

Kampfsystem

Überleitung deluxe: Das Kampfsystem könnte der nächste Punkt sein, an dem sich Square Enix Feinde schafft. FF VII war ein rundenbasiertes Party-RPG, das mit dem altbekannten Active Time Battle (kurz ATB) System funktionierte, bei dem Charaktere Aktionen ausführen konnten, sobald sich ein Balken gefüllt hatte. Diese oder ähnliche Kampfsysteme hat Square bis zu Final Fantasy X-2 genutzt, danach hat sich das Kämpfen immer weiter und weiter an die Schwesterserie Kingdom Hearts angenähert: Offene Areale mit Echtzeitkämpfen, die über simple Menüs gesteuert werden. Die Rückkehr zum ATB mit Final Fantasy XIII entpuppte sich als unglaublich langweiliger Reinfall, erst Lightning Returns: Final Fantasy, der dritte Teil der XIII-Trilogie konnte das ATB-System dank des Kostümwechselsystems rehabilitieren. Das funktionierte jedoch nur, weil die Protagonistin in Lightning Returns alleine unterwegs ist und deswegen alle Rollen übernehmen musste, was Taktik in die Kostümwechsel einband. Das sehr ähnliche Kostümwechselsystem von Final Fantasy X-2 mit drei Charakteren per Kampf funktionierte dank unübersichtlicher Mechaniken und überladener Menüs schon wesentlich schlechter. Mit Final Fantasy XV hat Square Enix nun ihr Kampfsystem komplett ins Hack and Slay-Genre verlegt, und darauf scheinen sie auch stolz zu sein. Wird also das Final Fantasy VII-Remake aufs klassische rundenbasierte Pferd setzen oder sich den neuen Final Fantasy-Spielen angleichen? Ein ATB-System würde die Fans des Originals zufriedenstellen, und zuletzt Bravely Default auf dem 3DS hat gezeigt, dass dieses totgesagte System noch hervorragend funktionieren kann. Das würde aber gewaltig die Action herausnehmen, die man mit der neuen, tollen Grafik inszenieren könnte. Ohne diese Action würden sich neue Spieler, die zum ersten Mal auf das Spiel oder gar die ganze Reihe stoßen, nicht mehr locken lassen. Besonders die jüngeren Spieler sind durch beinahe alle großen AAA-Titel auf Explosionen, Blut und Action getrimmt. Denen würde ein aktives Slasher-System eher vermitteln, warum sie Spaß an Final Fantasy VII haben sollten. Dann jedoch wäre der Aufschrei unter den Fans groß. Und auch ohne verklärten Blick in gewisser Weise verständlich, denn einige der ikonischsten Szenen aus den Kämpfen des Originals funktionieren nur, weil die statische Kamera einen besonderen Fokus legt (der Endboss des Spiels in seinen verschiedenen Phasen muss hier eigentlich nicht mehr gesondert erwähnt werden. SE-PHI-ROTH!).

Gewalt und Sexismus

Gerade sagte ich, die jüngeren Spieler heutzutage sind, nicht zuletzt durch den großen Einfluss amerikanischer Medien, auf Blut und Action getrimmt. FF VII zeigt jedoch im Original eigentlich nur einmal wirklich Blut, nämlich im Shinra-Büro nach Sephiroths Amoklauf. Dabei gibt es so einige Szenen, in die welches passen würde. Ganz vorne natürlich die legendäre Todesszene von Aerith, in der Sephiroth/Jenova sie mit dem Schwert durchbohrt. Im Original ist hier kein Blut zu sehen, und es kursieren bis heute Gerüchte, ob sie das nicht vielleicht überlebt hat. Es gibt sogar ein Game Theory-Video, in dem ergründet wird, ob nicht sogar Cloud schlussendlich das Mädchen getötet hat. Wenn das FF VII-Remake seinen realistischen gritty-Look beibehält, käme diese Szene nicht ohne Blut aus. Das würde wahrscheinlich nicht nur sämtliche liebgewonnene Fan-Spekulationen aushebeln, sondern auch die trotz des Mordes doch sehr sakrale Ausstrahlung dieser Szene, die viele von uns damals zu Tränen gerührt hat, beflecken. Als eine der ikonischsten Szenen und einer der reinsten berühmten Charaktere ihrer Geschichte wäre ich nicht überrascht, wenn sich Square hier etwas Dubioses ausdenkt, um diese Legende beizubehalten…

Viel wichtiger wird aber heutzutage sein, den voraussehbaren Sexismus-Debatten aus dem Weg zu gehen. Advent Children hat aus Tifa und Yuffie - die in FF VII verpixelt genug waren, um jungen Spielern nur mit viel Fantasie als Masturbationsvorlage zu dienen - dedizierte Sexobjekten gemacht. Tifas Brustgröße hat mindestens so viel Internetberühmtheit wie Aeriths Todesszene, und die lasziv über Yuffies Hintern fahrende Kamera am Anfang von Dirge of Cerberus war auch ein eindeutiges Zeichen. Gerade derzeit muss sich Square Enix heftige Sexismusvorwürfe wegen „Cindy“ gefallen lassen – der Mechanikerin in FF XV, die selbstverständlich Hotpants trägt und deren riesige Brüste ihren Overall sprengen. Jetzt, wo Square tatsächlich wahrzunehmen scheint, was ihnen an positiver und negativer Kritik entgegengebracht wird, sollten wir zumindest damit rechnen dürfen, dass solche Stellen nicht mehr in den direkten Fokus gerückt werden. Von einer kompletten Abschaffung würde ich jedoch nicht ausgehen: Wie beim Action-Aspekt muss Square auch hier darauf aus sein, neue und eben auch junge Spieler zu gewinnen.

Quelle: Eigener Screenshot aus dem Spiel

Das PS2-Spiel Dirge of Cerberus zeigt nur das, was an Yuffie wirklich relevant ist.

Schräg wird es in Sachen Sexismus dann, wenn wir auf die bereits angekündigte Crossdressing-Szene blicken. Zur Erinnerung: Tifa schleicht sich bei einem schmierigen, dicken Geldsack namens Don Corneo als Prostituierte (oder Sexsklavin, je nach Blickwinkel) ein, um Informationen von diesem zu gewinnen. Cloud und Aerith, der festen Überzeugung, Tifa wäre entführt worden, schleichen sich daraufhin bei Don Corneo ein, indem sie Cloud als Frau verkleiden. Je nachdem, wie gut sich der Spieler bei der Besorgung der Verkleidung anstellt, kann Cloud so attraktiv für Don Corneo werden, dass er den blonden Crossdresser der drallen Brünetten vorzieht. Die Probleme hier sind klar: Nicht nur kann in glänzender HD-Optik diese Szene nur peinlicher uns abstruser werden, als sie sowieso schon ist, die Szene an sich kann sich heute auch nicht unbedingt mehr sehen lassen. Auf die simpelsten Prinzipien heruntergebrochen handelt es sich hier um eine Frau, die nichts zu bieten hat als ihren sexualisierten Körper, um ein Ziel zu erreichen, die schlussendlich von einem starken Mann gerettet wird, indem dieser sich erniedrigt (worauf im Spiel mehrmals hingewiesen wird), weil er sich in die für ihn narrenhafte Rolle ebendieser Frau begibt. Sowohl die Frau als auch der verkleidete Mann sind Opfer, darüber hilft auch die Tatsache nicht hinweg, dass Tifa aus eigenem Antrieb in die Lusthöhle des Dons marschiert ist. Über so etwas hat sich damals niemand Gedanken gemacht, heute jedoch, nach #aufschrei und #gamergate und mit dem vergrößerten Fokus auf Gender Equality ist so etwas nicht mehr kritiklos machbar. Nicht zu vergessen, dass auch die Trans-Gemeinschaft nicht allzu begeistert von der Darstellung des närrischen Crossdresser sein dürfte. Square Enix wird diese Szene nicht eins zu eins übernehmen können, ohne die nur allzu leicht provozierbaren Shitstorms des Internets zu beschwören.

Die Story und der große Twist

Zu guter Letzt noch ein sehr hypothetischer Denkanstoß, jedenfalls ein noch viel hypothetischerer als bisher. Wird Square die Story beibehalten? Mit Sicherheit, denn ansonsten bräuchten sie kein FF VII-Remake machen, sondern würden einfach ein neues Spiel im gleichen Universum entwickeln. Um einen Punkt in der Story mache ich mir jedoch Gedanken, und das ist die bereits angesprochene Todesszene Aeriths. Bis heute ranken sich Gerüchte durchs Netz, ob es nicht vielleicht doch möglich ist, das Mädchen vor dem Tod zu bewahren. Zu abrupt einfach ihr Abgang, zu ausgefeilt das RPG-System, in dem man sogar Aeriths finalen Limit Break freischalten kann, von dem man dann vielleicht nur noch ein, zwei Stunden profitieren kann. Es ist nicht möglich, Aerith am Leben zu erhalten oder wiederzubeleben. Hunderte von Codern und Millionen von Spielern haben das mittlerweile deutlich genug klar gemacht. Doch mit dem Remake steigt die Hoffnung, und vielleicht auch die Erwartungshaltung. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Remake den Tod eines wichtigen Charakters banalisiert. Das niemals im Westen erschienene Remake von Phantasy Star II machte den Tod eines Hauptcharakters in einer veränderten Zwischensequenz nichtig, nicht unbedingt zum Gefallen aller Fans. Square, die damals einerseits für den unerwarteten Einschnitt im bis dato so konventionellen RPG gelobt wurden, sehen sich bis heute unter Rechtfertigungsvorwürfen. Vielleicht wird das Remake hier ja einen Zwischenweg zu gehen versuchen? Oder noch viel besser: Aerith als kostenpflichtiger DLC-Charakter, der ab dem entscheidenden Moment weitergespielt werden kann, ohne in die Story eingebunden zu sein?

Quelle: finalfantasy.wikia.com

Bessere Grafik = Blood and Gore, auch hier?

Die große Frage

Was ist also besser, originalgetreue Übertragung aller Elemente von FF VII ins neue Zeitalter oder Änderungen an bestimmten Stellen? Persönlich bin ich der Meinung, die ganze Abteilung Frauenbild und Sexismus muss gründlich generalüberholt werden. Das Kampfsystem darf ruhig rundenbasiert bleiben, den Sprung in die wirklich qualitativ hochwertigen Gefilde von Hack and Slash hat Final Fantasy bisher sowieso noch nicht geschafft. Da mich selbst über das Spiel hinaus keine Bindung mit den Charakteren von FF VII verbindet, bin ich besonders gespannt auf Aerith und wie deren Tod gehandhabt wird. Die DLC-Option würde mich tatsächlich nicht wundern, aber Square Enix jetzt schon Geldgier vorzuwerfen, wo sie endlich auf die jahrelang geäußerten Wünsche der Fans hören, wäre idiotisch. Es bleibt abzuwarten, denn vor Ende 2016 sehen wir sowieso kein Releasedatum für FF VII. Bis dahin hoffe ich, dass Square Enix nicht von beiden Seiten zerrissen wird, denn die Eingangsaussage bleibt bestehen: Egal was sie tun, es wird immer eine Personengruppe geben – seien es die Hardcore-Fans oder die neuen Spieler – die nicht einverstanden sein werden. Schon zuvor haben Reboots und Remakes gezeigt, dass sie unter besonderer Beobachtung stehen und Kritik anziehen wie Magnete – manche wie DmC: Devil may Cry sicherlich zurecht, andere wie Tomb Raider eher zu unrecht. Und beim Remake des wahrscheinlich berühmtesten Spiels aller Zeiten wird die harte Welt des Internets Square sicher keine Narrenfreiheit gönnen.





Mit diesem Titel und der Blogunterschrift kann ich ja eigentlich nur Rügen ernten. Mit einigem an Glück reiben sich nur Hidetaka Miyazaki- oder Terry Pratchett-Fans am Wortdiebstahl (denen hiermit Credits gegeben seien), mit etwas Pech erreiche ich hiermit höchstens eine Audienz aus Truthern und Aluhut-Verschwörern. 'Open your eyes, seek the truth.'

Denen sei zumindest gesagt, dass es hier nicht um Politik oder Untergrundinquisitionen gehen wird. Zumindest nicht, wenn die nicht grade in einem mir nahestehenden Videospiel, einem Buch oder eine Serie verarbeitet sind. Darum soll's hier gehen. Und wer die namensgebenden Zitate nicht kennt: "Grant us eyes" stammt aus Bloodborne, dem PlayStation 4-exklusiven Action Adventure von From Software. Bloodborne ist ein spiritueller Nachfolger der Souls-Reihe (Demons' Souls, Dark Souls, Dark Souls 2), die unter Spielern zuweilen für ihre meme-fähigen Dialoge berühmt geworden ist. Praise the sun! "Grant us eyes" stammt aus einer der düstersten Ecken Bloodbornes, das sich ohnehin schon mit Lovecraft-Horror, dem Abstieg in den Wahnsinn und dem Ekelgefühl des Menschen beschäftigt. Mehr Augen, mehr Einsicht. Mehr Einsicht, mehr Wahnsinn... Währenddessen ist "The Truth Shall Make Ye Fret" ein populär gemachter Tippfehler innerhalb der Stadtzeitung aus The Truth (2000) vom großartigen Sir Terry Pratchett, der erst vor einem Monat einer langjährigen Krankheit erlegen ist. Möge er in Frieden ruhen. Also featuring: "The Truth Shall Make Ye Fred" sowie "The Truth Shall Make Ye Fere". Probleme, die Gutenberg sicher auch zu bekämpfen hatte.

Reviews von mir gibt es ja schon seit einer Weile auf GamingPoints und Gamersphere, aber wenn ich Kolumnen oder einfach nur halbwegs zusammenhängende Gedanken niederschreiben will, dann doch lieber gesammelt auf einer eigenen Seite. Außerdem hab ich noch nie mit einem Blog hantiert und irgendwann muss man das ja auch mal lernen. Hoffentlich wird es nicht allzu hässlich.





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